Zeitzeuge Sally Perel

Auf Einladung des Gymnasiums Farmsen war der Zeitzeuge Salomon Perel an der Rudolf-Steiner-Schule Wandsbek zu Gast, um der zehnten und elften Stufe beider Schulen über die Zeit vor dem und während des Zweiten Weltkrieg zu berichten und Fragen zu beantworten.

Nach einer kurzen Begrüßung auf Hebräisch und einleitenden Worten zu seiner Person betonte Sally Perel seine Beweggründe für seine Vortragsreisen, nämlich zu vermitteln, dass die Menschheit aus den begangenen Fehlern lerne und diese nicht wiederhole. Hitler und der Nationalsozialismus sollten als Teil der deutschen Geschichte akzeptiert und zur Warnung nicht vergessen werden.

Salomon Perel wurde 1925 in Peine geboren und zog mit seiner Familie nach der Zerstörung ihres Schuhgeschäfts durch die Nazis nach Lodz um. Sein späterer Lebensweg war insofern ein besonderer,  als er als Jude vier Jahre lang unter dem Namen Joseph in der Hitlerjugend war, “vier Ewigkeiten” lang, wie er es heute ausdrückt, weil er stets mit der Angst lebte, dass seine wahre Identität auffliegen könnte. Er lebte in zwei verschiedenen Welten und führte ein Doppelleben: Einmal war er der Jude, der er wirklich war, und zudem der Hitlerjunge, da er diese Tarnung zum Überleben brauchte. Er trug zwei Seelen in sich, die sich unversöhnlich gegenüber standen. In ihm baute sich daher ein schwerer Konflikt zwischen der jüdischen Seite und der des Hitlerjungen auf. Er fragte sich, ob er mit dem Hitler-Gruß grüßen dürfe, und beim Ausruf “Sieg Heil” wusste er genau, welcher Sieg gemeint war: die Vernichtung der Juden. Er hob in seinem Vortrag hervor, dass es ihm schwer fiel, sich nicht selbst zu verachten, da ihm in seinem Leben als Hitlerjunge eingetrichtert wurde, Juden zu hassen. Seine wahre Identität wurde nie von den Nazis aufgedeckt, sie war zwar einem Kameraden bekannt, dieser jedoch verriet ihn nicht.

In seiner Zeit als Hitlerjunge lernte er viele Nazis persönlich kennen und merkte, dass diese unter ihren Uniformen ganz normale Menschen waren. Er fragte sich jedoch, was mit den Werten der Bibel geschehen war, gaben doch fast alle Nazis vor, Christen zu sein. Er fragt heute öffentlich, wie der Hass zum wichtigen Bestandteil der Weltanschauung der Nazis werden konnte.

Was so manchen der jungen Zuhörer überrascht haben mag, war die Aussage, dass er mit allen Teilen der Ideologie der Nazis damals einverstanden war, außer mit dem der Vernichtung der Juden. Abgesehen davon fand er die gesamte Ideologie und Weltanschauung der Nationalsozialisten überzeugend, es gab für ihn keinen Zweifel daran und alles schien wissenschaftlich begründet. Heute beurteilt er sie als Gift, das der Jugend verabreicht wurde, die sich nicht dagegen wehren konnte, sodass sie die Ideologie einfach ohne Zweifel annahm.

Nach den Ausführungen gab es für die Schüler die Möglichkeit, die Autobiographie Ich war Hitlerjunge Salomon und den auf ihr basierenden Film gleichen Namens käuflich zu erwerben. Das Gespräch mit dem Zeitzeugen Sally Perel empfanden die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler als sehr lehrreich und interessant, da er sehr persönlich und authentisch über die Zeit des Nationalsozialismus berichten konnte.