Quartier „Jenfelder Au“ wird Referenzprojekt der IBA Hamburg

Für das geplante Quartier „Jenfelder Au“ ist ein entscheidender Schritt getan: Mit einem trilateralen Vertrag besiegeln Thomas Ritzenhoff, Bezirksamtsleiter Wandsbek, Hamburg Wasser-Geschäftsführer Dr. Michael Beckereit und IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg die Zusammenarbeit an dem zukunftsweisenden Stadtentwicklungsprojekt mit 770 Wohnungen. Das Projekt „Jenfelder Au“ erhält seine Originalität vor allem durch zwei Faktoren: das städtebauliche Konzept und das innovative Abwasserentsorgungssystem HAMBURG WATER Cycle. Der Bezirk Wandsbek koordiniert das Gesamtprojekt, HamburgWasser projektiert den HAMBURG WATER Cycle und die Internationale Bauausstellung IBA Hamburg präsentiert und publiziert das bereits mehrfach preisgekrönte Projekt.

Im Nordosten Hamburgs, wo Jenfeld, Tonndorf und Hohenhorst aufeinandertreffen, wächst eines der größten neuen Wohngebiete Hamburgs. Auf dem 35 Hektar großen Areal der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne entstehen ab 2013 rund 770 Wohneinheiten, davon 630 im Neubau. Ein Teil der Kasernengebäude aus den 1930er Jahren steht unter Denkmalschutz und bleibt erhalten. Für die Nachnutzung des 1998 aufgegebenen Kasernengeländes wird es nun eine lebendige Mischung aus Wohnungsbau, Grün- und Gewerbeflächen geben.

„Wir sind froh, mit unserem IBA-Referenzprojekt „Jenfelder Au“ auch außerhalb unseres Projektgebiets mit einem richtungsweisenden Projekt in Hamburg vertreten zu sein. Das neue Quartier vereint hochwertigen neuen Städtebau unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz der Kaserne mit hohen freiräumlichen und ökologischen Ansprüchen“, sagte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg.

Entwickelt wird das Quartier nach dem Entwurf des Büros West 8 urban design & landscape architecture b.v. aus Rotterdam, die 2006 aus einem städtebaulichen Wettbewerb als Sieger 2

hervor gegangen sind. Sie entwarfen ein Netz charakteristischer öffentlicher Grünräume, dem großen Kaskadenpark, dem Kuehnbachteich und dem kleinen Sternpark, gerahmt von kleinteiliger, urbaner Wohnbebauung. Zwischen den denkmalgeschützten Mannschaftsgebäuden auf dem ehemaligen Exerzierplatz wachsen nach den Planungen zukünftig Radieschen – in privaten Mietergärten.

Für weite Teile des Quartiers sieht das städtebauliche Konzept zwei- bis viergeschossige Stadthäuser mit Garten vor, die durch Geschosswohnungsbauten ergänzt werden. So reihen sich unterschiedliche Haustypen in vielfältiger Weise aneinander. Diese Vielfalt erzeugt nicht nur einen lebendigen visuellen Eindruck, im größeren Maßstab betrachtet ergibt sich ein harmonisches einheitliches Quartiersbild. „Die Jenfelder Au wird ein städtebaulich anspruchsvolles Quartier, das sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnet. Mit 770 Wohneinheiten leistet Wandsbek zugleich einen wichtigen Beitrag, um der angespannten Lage auf dem Hamburger Wohnungsmarkt entgegen zu wirken“, erläuterte Wandsbeks Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff.

Die Vermarktung der Flächen übernimmt das Immobilienmanagement der Finanzbehörde. Neben Investitionsangeboten für Wohnungsbauträger, die später Miet- und Eigentumswohnungen an die späteren Bewohner vermarkten, ist geplant, einige Grundstücke direkt an zukünftige Bewohner zu verkaufen. Diese können nach Vorgaben aus Bebauungsplan und Gestaltungsleitfaden ihr Stadtreihenhaus individuell planen und bauen. Zudem sind Grundstücke für Baugemeinschaften reserviert; weitere Informationen dazu bei der Agentur für Baugemeinschaften unter: www.hamburg.de/baugemeinschaften.

Das Referenzprojekt der IBA Hamburg wird vom Bezirksamt Wandsbek in einer besonderen Partnerschaft mit HAMBURG WASSER nach dem Konzept des so genannten HAMBURG WATER Cycle® realisiert, das einen ganzheitlichen Ansatz zur Abwasserentsorgung und Energieversorgung im urbanen Raum vorsieht. „Die Jenfelder Au wird das erste Quartier Hamburgs, in dem das Schwarzwasser (Toilettenabwasser) der neu entstehenden Häuser über eine Unterdruckentwässerung separat entsorgt wird und anschließend zur Energiegewinnung genutzt wird. Dadurch, dass wir das Schwarzwasser als regenerative Energiequelle nutzen, arbeitet das System energieautark und leistet einen wichtigen Beitrag zur CO2-Minderung“, sagte HAMBURG WASSER-Geschäftsführer Michael Beckereit.

Der Biomassen-Anteil im Schwarzwasser wird zu Biogas verwandelt, das über ein Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeversorgung des Quartiers genutzt wird. Das verbleibende Grauwasser aus Küche und Bad wird in einer quartierseigenen Anlage gereinigt und kann in den natürlichen Wasserkreislauf abgegeben werden. Auch das Regenwasser verschwindet nicht im Kanalnetz, sondern wird im neu angelegten Kuehnbachteich zurückgehalten.

Thermische Solaranlagen können zukünftig 50 bis 70 Prozent des jährlichen Energiebedarfs für die Warmwasserbereitung abdecken.

Die Jenfelder Au ist auch ein Pilotprojekt im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und wird durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gefördert.