Neues Trio auf dem Treppchen: Kohlmeise ist Hamburgs häufigster Wintervogel

 Kohlmeise, Blaumeise und Haussperling – das sind die drei häufigsten Wintervögel in Hamburg, wie die „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar ergeben hat. 2.342 Vogelfreunde haben in Hamburg mitgemacht und insgesamt 47.680 Vögel gezählt. Damit hat die Freie und Hansestadt den Teilnehmerrekord vom Vorjahr übertroffen.

Die Vogelzählung zeigt, dass in Hamburg die Anzahl der Vögel pro Garten mit durchschnittlich 29 Individuen stabil geblieben ist und damit ähnlich ist wie in anderen Großstädten wie Berlin, Köln oder München. In kälteren Wintern ist die Anzahl der Vögel in der Regel höher, da mehr gefiederte Freunde in die Gärten kommen, um von dem Nahrungsangebot am Futterhaus zu profitieren.

Besonders spannend ist der Blick auf die Anzahl der gemeldeten Amseln. Diese Art belegt im Ranking immerhin den fünften Platz, hat sich aber noch immer nicht vom Amselsterben im Sommer 2018 erholt. „Die Amsel hat einen ähnlich hohen Bestand wie im Januar 2019 und liegt damit rund 40 % niedriger als im Winter 2018, bevor das Usutu-Virus ein starkes Amselsterben verursachte“, erklärt Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg.

Einen deutlichen Rückgang verzeichnet der Grünfink. Damit folgt die Population in Hamburg dem bundesweiten Negativtrend. Seit 2011 nimmt diese Art deutschlandweit von Jahr zu Jahr um zwölf Prozent ab. Als Ursache vermutet der NABU unter anderem Trichomoniasis, eine Infektion mit einem einzelligen Parasiten, mit dem sich diese Finken häufig an sommerlichen Vogelfutterstellen infizieren.

Häufiger gesehen im Vergleich zum letzten Jahr wurden Ringeltauben (+30 %) und Buchfinken (+56%). Beide Arten kommen im Siedlungsraum gut zurecht und finden in Parks, Gärten und Grünanlagen ausreichend Nahrung. Besonders auffällig war der Bergfink, der in diesen Winter 300 % häufig als im Vorjahr beobachtet wurde. Bergfinken brüten in Skandinavien und Nordost-Europa, verbringen den Winter aber in Mitteleuropa und treten dann häufig in Schwärmen auf. In diesem Jahr sind besonders viele Bergfinken in Norddeutschland anzutreffen. Eine Besonderheit, da dieses Phänomen sonst eher in der Schweiz und Süddeutschland zu erleben ist.

Positiv entwickelt sich auch der Haussperling. Er schaffte es erstmals unter die Top 3 der Hamburger Wintervögel und verzeichnete eine deutliche Zunahme von 40%. Dies ist sicherlich auf die beiden trockenen Frühjahre zurück zu führen, die einen besseren Bruterfolg ermöglichten. „Es ist toll, dass der Haussperling wieder häufiger zu sehen ist“, freut sich Sommerfeld. „Entwarnung kann man aber noch nicht geben. Der Haussperling-Bestand ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, was ihm einen Platz auf der Roten Liste der Brutvögel Hamburgs bescherte. Auch weiterhin muss für diese Art viel getan werden, vor allem beim Nistplatzerhalt.“

Die Brutplätze des Haussperlings und anderer typischer Gebäudebrüter stehen unter Naturschutz. Bei Gebäudesanierungen müssen Nistplätze auf jeden Fall neu geschaffen oder ersetzt werden. Ebenso wichtig sind offene Bodenflächen und Gebüsche, Hecken und Fassadenbegrünungen. Auch ihr Verlust kann eine lokale Population zur Abwanderung zwingen.

Immer häufiger sind Rotkehlchen zu sehen. In drei von vier Gärten wurden sie bei der „Stunde der Wintervögel“ beobachtet. Wenn die Nächte mild sind, hört man derzeit ihren nächtlichen Gesang in der Nähe von Straßenlaternen und U/S-Bahnstationen. Die Lichtemissionen der Großstadt animieren sie zum Reviergesang. „Häufig denken die Menschen sofort an die Nachtigall bei den nächtlichen Strophen. Diese Art überwintert aber in Afrika und kommt erst im April zurück“, erläutert Marco Sommerfeld. (Foto NABU)

Alle Ergebnisse der Wintervogelzählung finden Sie unter www.NABU-Hamburg.de/ergebnisse_wintervoegel