Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher bemängelt zu Recht den weiterhin schleppenden Ausbau der Windenergie. Dass er wiederholt fordert, Windenergieanlagen auch in Naturschutzgebiete zu bauen, stößt beim NABU erneut auf Unverständnis und Kritik. Da bisher überhaupt noch nicht klar ist, ob weniger kritische Bereiche die Bringschuld Hamburgs abdecken, befeuert der Bürgermeister hier eine Phantomdebatte.
Dazu Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg:
„Wir haben dem Bürgermeister den Zusammenhang zwischen Klimakrise und Artensterben erklärt. Offenbar hat er noch immer nicht verinnerlicht, dass die Krise von Arten und Lebensräumen so groß und bedrohlich ist, wie die Klimakrise. Beide Krisen verstärken sich wechselseitig und müssen deshalb auch gleichzeitig gelöst werden. Das bewerkstelligen wir aber sicherlich nicht dadurch, dass wir geschützten Arten, denen wir in rechtlich gesicherten Naturschutzgebieten extra bessere Bedingungen schaffen, ausgerechnet in diesen Lebensräumen einer zusätzlichen Gefährdung aussetzen.
Der Bürgermeister meint es sicherlich gut, aber gut gemeint ist eben nicht notwendigerweise gut gemacht. Und schlechte Ideen werden nicht durch ständige Wiederholung besser. Allein deswegen nicht, weil die Weltgemeinschaft kurz vor Weihnachten beschlossen hat, 30 Prozent der globalen Land- und Seefläche unter Schutz stellen zu wollen, damit der Biodiversitätsverlust begrenzt und das Überleben des Menschen halbwegs gesichert werden kann. Wer wie der Bürgermeister latent die Klima- gegen die Biodiversitätskrise ausspielt, hat das wahre Ausmaß der Bedrohung leider noch immer nicht verstanden.
Wir empfehlen, dass sich der Bürgermeister lieber mit Nachdruck darum bemüht eine behördliche Prüfung nach Eignungsflächen voranzustellen und das Ergebnis abzuwarten. Es gilt erst einmal alle unkritischen Bereiche für Windkraftanlagen auszuschöpfen, bevor man in Naturschutzgebiete eingreift. Außerdem sollte der Bürgermeister sich bemühen, alle erneuerbaren Quellen in Hamburg zu erschließen. Bei Photovoltaik auf Behördendächern ist Hamburg weiterhin einsames Schlusslicht in Deutschland. Statt also auf Naturschutzgebiete für Windenergieanlagen zu schielen, muss die Stadt ihren Blick über leere Dächer unter städtischer Verwaltung schweifen lassen.“