Nicht erst seit dem Klimawandel ein heißes Thema: Die Stadt braucht dringend mehr Trinkbrunnen. Jetzt erst den Hitze-Aktionsplan weiter zu entwickeln, das reicht nicht. Schnelle Hilfe muss her. „Der Sommer naht, die Hitzewelle kommt“, sagt Klaus Wicher, Vorsitzender des Sozialverband SoVD Hamburg. „Wo bleiben die Wasserspender?“
Die Temperaturen steigen in den kommenden Tagen auf 25 Grad und mehr. Der Sommer naht und mit steigenden Temperaturen steigt auch der Bedarf an Wasser. Der Körper braucht deutlich mehr Flüssigkeit bei Hitze. „Gerade älteren Menschen macht Hitze sehr zu schaffen“, weiß Wicher. Aber auch obdachlose Menschen, kleine Kinder und Menschen, die nicht genügend Geld haben, um sich Wasser kaufen zu können, brauchen den Zugang zu kostenlosem Trinkwasser in der Stadt. Wicher: „Es klingt wie ein schlechter Scherz, dass SPD und Grüne am 24. Mai in der Bürgerschaft einen Hitze-Aktionsplan weiterentwickeln und im September berichten wollen. Der Plan müsste schon lange fertig und in der Umsetzung sein.“
Im vergangenen Jahr hat die Stadt gerade mal 10 weitere Trinkbrunnen für die Stadt mit fast zwei Millionen Menschen angekündigt. „Der Treffer ähnelt einem Sechser im Lotto“, sagt Wicher. „Nur die Folgen für das eigene Leben sind gravierender, wenn man keinen Treffer erzielt.“ Die EU-Trinkwasserrichtlinie regelt genau aus diesem Grund, dass der „Zugang zu Wasser für den menschlichen Gebrauch für alle, insbesondere für […] benachteiligte Gruppen und Gruppen am Rand der Gesellschaft, zu verbessern bzw. aufrechtzuerhalten“ ist.
Deutschland muss bis Ende Mai die Umsetzung der Richtlinie abschließen, sonst droht ein Vertragsverletzungsverfahren. Hamburg hinkt seit Jahren hinterher und sollte sich ein Beispiel an anderen Städten nehmen – noch dazu als Mitglied der Wasser-Initiative „Blue Community“.
Wien macht vor, wie es besser geht: Mit inzwischen rund 1.300 Trinkbrunnen versorgt die Stadt durstige Menschen mit kostenlosem Trinkwasser. „Für eine Stadt wie Hamburg muss es in allen Bezirken ausreichend Trinkbrunnen geben“, fordert Wicher. „Der rot-grüne Senat muss dafür schnell öffentliche Gelder zur Verfügung stellen.“ Wasserspender werden an öffentlichen Plätzen, in den Einkaufszonen sowie an zentralen Stellen in den Stadtteilen benötigt. „Ebenso notwendig sind barrierefreie Hinweisschilder für die schon vorhandenen Brunnen“, mahnt Wicher. Dabei ist das Zwei-Sinne-Prinzip zu berücksichtigen. Alle Menschen, auch mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen, müssen die Möglichkeit erhalten, Wasserspender barrierefrei auffinden zu können.