Hamburgs Papierkörbe feiern Jubiläum

Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) traf im Jahr 2005 eine Entscheidung: Schluss mit einheitsgrauen Papierkörben und her mit einer knallroten Alternative. Sichtbar, auffordernd und frech sollten sie sein. Die wichtigste Erkenntnis: „Wer Papierkörbe tarnt, der darf sich nicht wundern, wenn sie keiner benutzt.“ Mittlerweile haben sie Kultstatus und finden schon seit vielen Jahren bundesweite Nachahmer. Die Freude am Jubiläum ist aber etwas getrübt, weil das veränderte Konsumverhalten viele Papierkörbe und Depotcontainer manchmal zum Überlaufen bringen.

Neben frechen und provokanten Wortspielen sind die aktuell mehr als 18.000 Papierkörbe (Tendenz seit Jahren steigend) in Hamburg aber auch gerade in Corona-Zeiten wichtiger denn je. Das pandemie-bedingte, geänderte Freizeitverhalten der Hamburgerinnen und Hamburger und der Außer-Haus-Konsum mit zunehmend mehr To-Go-Verpackungen geben den roten Jubilaren aktuell nur wenig Anlass zu feiern. Da hilft auch der beliebte Spruch „Wir feiern die Reste wie sie fallen“ nicht wirklich weiter. Grund genug das Jubiläum für einen weiteren Familienzuwachs zu nutzen und Hamburg noch ein Stück sauberer zu machen. Um den gestiegenen Anforderungen zu begegnen, wird die SRH jetzt 300 weitere Sprücheklopfer an den Hotspots der Stadt aufstellen.

SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau: „Wir freuen uns sehr, dass die positiven Rückmeldungen zu unseren roten Sprücheklopfern seit 15 Jahren ungebrochen sind und sich bundesweiter Beliebtheit erfreuen. Gerade in Zeiten von Corona mit stark steigendem Konsum in der Öffentlichkeit bekommen die Papierkörbe aber auch eine noch größere Bedeutung für die Stadtsauberkeit.“

Große Mengen To-Go-Verpackungen lassen die Gefäße aktuell noch schneller überlaufen und leider landen Verpackungen viel zu oft daneben. Hier sind auch die Bürgerinnen und Bürger mit korrekter Entsorgung nach dem Konsum gefragt.

Dazu ergänzt SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau: „Wir haben ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Bekämpfung zunehmender Mengen Abfall im öffentlichen Raum zusammengestellt. Neben den bereits genannten zusätzlichen 300 Papierkörben und deutlich häufigeren Leerungen, werden außerdem 40 weitere sogenannte Solarpressbehälter (bis zu 7-faches Volumen eines Papierkorbs) an einigen Hotspots aufgestellt. Auch die zunehmend stärker frequentierten Depotcontainerstandplätze werden bereits seit einigen Wochen häufiger von unschönen Beistellungen wie Kartons, Pappen
oder Sperrmüll befreit. Begleitet werden diese Maßnahmen vom verstärkten Einsatz der WasteWatcher zur Suche nach den Verursachern.“

Michael Pollmann, Staatsrat für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft und Aufsichtsratsvorsitzender der SRH: „Das Konsumverhalten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert, der Onlinehandel verzeichnet während der Corona-Pandemie große Wachstumsraten. Das hat Auswirkungen auf den Müll und die Verpackungen. Im Versandhandel werden oft große Mengen an Umverpackungen eingesetzt. Ich appelliere an die Händler, sparsam und umsichtig beim Einsatz von Einwegverpackungen zu sein – das gilt vom Paket bis zum Essen vom Lieferdienst. Die Kundinnen und Kunden bitten wir um Prüfung, ob nicht auch aus Gründen des Klimaschutzes regionale und lokale Anbieter gewählt werden können. Durch den Teil-Lock-down mitten im Weihnachtsgeschäft sind in diesem Jahr weiter wachsende Mengen an Pappe und Karton zu erwarten, die in den Altpapiercontainern landen werden. Da kann es punktuell zu Engpässen kommen – das lässt sich zum Beispiel vermeiden, wenn die Verpackungen zerkleinert und damit platzsparend entsorgt werden. Beistellungen neben vollen Containern sind nicht zulässig. Jede und Jeder kann zudem dazu beitragen, dass unsere Stadt sauber bleibt – und Verpackungen oder Corona-Masken korrekt in die öffentlichen Mülleimer werfen.“

Obwohl die Papiertonnage bei Depotcontainern rückläufig ist (rund 1.480 t im Oktober 2020 im Vergleich zu 1.570 t im Oktober 2019), beobachtet die SRH ein steigendes Volumen, was schnell zu überlaufenden Papiercontainern führt. Auch die SRH bittet deshalb alle Hamburgerinnen und Hamburger darum, die Kartons flach zu machen und/oder zu zerreißen bzw. zu zerschneiden. So passen in die Container mehr Kartons.

Grund für das erhöhte Volumen könnten die Corona-bedingt vielen Online-Käufe sein, bei denen immer mehr auch größere Gegenstände wie Fernseher oder Möbel angeschafft werden. Diese Gegenstände sind oft in Wellpappe verpackt, die ein deutlich geringeres spezifisches Gewicht als feste Kartonagen (wie z.B. bei Büchersendungen) haben.