Hamburgs Mittelstand braucht Unterstützung über den Tag hinaus

Zum Tag des Mittelstands erklärt Prof. Dr. Götz Wiese MdHB, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Hamburg:

„Hamburg hat allen Grund, den Mittelstand zu stärken. Denn mittelständische Unternehmen sind Garanten für Wirtschafts- und Innovationskraft. Sie zahlen Löhne. Und sie sorgen für eine funktionierende Stadt.

Dafür braucht der Mittelstand in Hamburg beste Rahmenbedingungen. Insoweit ist die Lage in vielen Bereichen weiterhin angespannt: Neben dem seit Langem bekannten Problem ausufernder Bürokratie wurde der Mittelstand in weiten Teilen von der Pandemie gebeutelt. Für viele Betriebe ist Corona noch nicht vorbei, schon kommen mit den massiven Lieferketten- und Materialschwierigkeiten, der galoppierenden Inflation und den durch die Decke schießenden Energiekosten die nächsten Schwierigkeiten.

Hinzu kommen spezifisch hamburgische Probleme: Inhaber vieler mittelständischer Betriebe sollen Corona-Hilfen zurückzahlen. Um hier klar zu differenzieren: Diejenigen, die sich Leistungen erschlichen haben, müssen alles zurückzahlen und zur Verantwortung gezogen werden. Die große Mehrheit aber hat infolge wochenlanger Lockdowns existenziell wichtige Unterstützung beantragt, gewährt bekommen und wird nun teilweise mit sehr kurzfristigen Rückzahlungsforderungen der IFB konfrontiert. Hier sind vom Hamburger Senat und den beteiligten Institutionen Augenmaß in der Berechtigungsprüfung, Fingerspitzengefühl in der Kommunikation und großzügige Zeitrahmen für etwaige Erstattungen gefragt.

Ein großes Ärgernis im betrieblichen Alltag sind die nach und nach in ganz Hamburg eingerichteten Bewohnerparkgebiete. Zahlreiche Mittelständler – vom Installateur über das alteingesessene Theater und die Zahntechnikerin bis hin zum Hotelier und der Bäckerin – wissen nicht mehr ein noch aus. Gleiches gilt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie können bei ihren Kunden nicht mehr parken. Durch ewigen Parksuchverkehr fahren immer mehr Firmen manche Gebiete schon gar nicht mehr an, weil es für sie schlicht unwirtschaftlich und zeitlich nicht mehr machbar ist. Das hat negative Folgen für die Unternehmen, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.

Das alles sind keine Luxussorgen, sondern ganz reale Probleme, die vor allem beim täglichen Blick ins Portemonnaie schmerzlich bewusst werden.

Hamburgs Mittelstand ist keine Kuh, die man unbegrenzt melken kann. Er verdient und benötigt mehr denn je die Unterstützung der Politik – über den Tag des Mittelstands hinaus.“