Das Lebensgefühl der 50er Jahre


Das Lebensgefühl der 50er Jahre Ein Besuch in der Eisdiele war das Höchste, was man sich leisten konnte, und an einen Familien-urlaub war zumeist gar nicht zu denken. Zuerst wurden Möbel angeschafft, und in der Nachbarschaft gab es vielleicht schon einen Fernseher.
Noch gingen die Deutschen, darunter viele Kriegswitwen, in der Regel sechs Tage in der Woche arbeiten. Viele Mütter unterstützten für kleinere und größere An-schaffungen das Einkommen durch eigenen Verdienst, und so mussten sich die „Schlüssel-Kinder“ selbst versorgen.
Die Jugendlichen liebäugelten mit einem neuen Fahrrad oder – der Traum – einem Moped. Als Lehrlinge wurden sie oft als billige Arbeitskräfte angesehen und sparten von ihren 45 Mark Lehrgeld jeden Pfennig. Aber so langsam lehnten sich die „Halbstarken“ gegen die Autorität der „Alten“ auf. Sie träumten von einem Leben ohne Bevormundung und von eigener Musik. Der Rock´n Roll, die unmögliche amerika-nische Musik, wurde zum Ausdruck dieser Generation.
Die schweren Jahre der Nachkriegszeit gehen zu Ende, der wirtschaftliche Aufschwung wird vor allem im Westen spürbar. Es darf wieder geträumt werden: von einem eigenen Fernseher, einem Auto oder sogar von einer kleinen Reise. Die unterschiedlich geprägten Erinnerungen von Zeitzeugen aus dem Ost- und aus dem Westteil des Landes zeichnen ein vielschichtiges Bild des Alltags in den 50er Jahren.
Im Westen Deutschlands geht es also wirtschaftlich schnell voran. Überall entstehen neue Wohnsiedlungen. „Ein Wettl-auf begann“, schreibt Renate Strebel. „Wer hat als Erster ein Fernsehgerät, eine Waschmaschine, ein neues Auto?“. Die Reisewelle folgt – Millionen Deutsche machen sich auf den Weg, bevorzugt Italien. Heimatfilme wie „Schwarzwald-mädel“ oder „Sissi“ locken die Zuschauer in die vielen Kinos.
Alfred Grünberg berichtet über Paketkontrollen und die Literaturzensur in der DDR. „Westliche Literatur sollte den Bürgern unzugänglich bleiben, abgesehen von einigen geprüften Titeln.
44 Beiträge von Zeitzeugen aus Ost und West vermitteln ein vielschichtiges Bild des Alltags in den 50er Jahren. Die Texte des Buches werden von Fotos und Dokumenten der Autoren bereichert. Ein spannendes und informatives Zeitdokument der jüngeren deutschen Geschichte ist entstanden.
Deutschland – Wunderland – Neubeginn 1950-1960, Reihe Zeitgut Band 18, 368 Seiten mit vielen Abbildungen, Chronologie
Zeitgut Verlag, Berlin, www.zeitgut.com – Taschenbuch, ISBN 978-3-86614-115-5, Euro 10,90