Seit Oktober 2014 sind der Agentur für Arbeit Hamburg 8.602 Ausbildungsstellen gemeldet worden, ein Plus von 714 oder 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auf der Nachfrageseite gibt es mit 6.466 gemeldeten Bewerbern ein leichtes Minus von 163 oder 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von den 8.602 gemeldeten Lehrstellen sind derzeit noch 5.289 frei, 3.300 wurden besetzt. Ihnen stehen aktuell noch 4.507 Ausbildungssuchende gegenüber, 132 oder 2,8 Prozent weniger als im März 2014. Hamburg entwickelt sich damit mehr und mehr zum Bewerbermarkt, denn das Angebot an Lehrstellen übertrifft die registrierte Nachfrage seit Oktober deutlich um 2.136.
„Der Ausbildungsmarkt in Hamburg bietet insgesamt zahlreiche, vielseitige, kreative, spannende, anspruchsvolle und auch verlässliche Berufseinstiege. Für jeden Hamburger Ausbildungssuchenden ist daher der Berufseinstieg über die duale Ausbildung möglich“, beschreibt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg, die aktuelle Lage auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt. Fock ist ein absoluter Verfechter des dualen Systems, er weiß jedoch auch, dass eine rein rechnerische Betrachtung zu kurz greift: „Der Ausbildungsmarkt schwankt zwischen ‚roter Teppich‘ und ‚total überlaufen‘, weil Wunsch und Wirklichkeit nicht immer zusammenpassen. Mismatch ist die Folge: Zahlreiche Bewerber fokussieren sich auf wenige Ausbildungsangebote, und gleichzeitig bleibt eine hohe Anzahl von Ausbildungsangeboten in Hamburg praktisch unangetastet.“
Dieses Phänomen trifft laut Fock sicher nicht auf alle Ausbildungsbetriebe oder Ausbildungsbewerber zu. Klar sei aber, dass sich viel zu viele Jugendliche wertvoller Chancen beraubten, weil sie unbedingt ihr Abitur schaffen wollten oder sich zu sehr auf den einen Ausbildungswunsch versteiften. „Hamburg bietet über 300 unterschiedliche Ausbildungsberufe an“, so Fock. „In vielen Berufen kann parallel zur Ausbildung die Fachhochschulreife erlangt werden. Damit verlieren Berufsanfänger keine „Schul“-Zeit und verdienen zudem ihr erstes Geld. Zwei gute Argumente für eine Berufsausbildung.“
„Mismatch“ auflösen und Angebot und Nachfrage nach den individuellen und betrieblichen Vorstellungen zusammenzubringen, ist die Aufgaben von 33 neuen Kollegen des AzubiPlus-Teams (AusbildungsvermittlungPlus). Sie suchen für Ausbildungsbetriebe nach vorgegebenen Kriterien passende Bewerber, gleichzeitig beraten sie Jugendliche, die bisher keinen Erfolg bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz hatten. „Hier schließt sich der Kreis, da wir einerseits die Betriebe ins Spiel bringen, die nicht im Fokus der Jugendlichen stehen und andererseits auf freie Ausbildungsangebote hinweisen, die schlichtweg übersehen werden. Diese Mittlerrolle führt dazu, dass sich beide Seiten sofort kennenlernen, um weitere Schritte zu ergreifen. Das können ein zusätzliches Praktikum oder ein Schnuppertag im Betrieb sein, um letztlich gemeinsam ins neues Lehrjahr zu starten“, beschreibt Fock die Aufgaben des AzubiPlus-Teams.
Die Unternehmen der Handelskammer Hamburg und der Handwerkskammer Hamburg breiten ihren Bewerbern den roten Teppich aus, denn die steigende Zahl der Beschäftigten insgesamt, der demografische Wandel und die wachsende Überalterung in den Betrieben erfordern eine vorausschauende und ausgeklügelte Personalplanung.
„Zum 31. März 2015 haben wir 3.304 neue Ausbildungsverträge in unser Verzeichnis eingetragen. Das sind 67 Verträge mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt, was einen leichten Anstieg von 2,1 Prozent bedeutet und zeigt, dass das Ausbildungsengagement unserer Betriebe weiterhin sehr hoch ist“, sagt Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer. Die Gewinnung von Fachkräften sei die größte Herausforderung, der die Handelskammer mit Hilfe verschiedener Instrumente begegnet. „Wir sind seit Januar der bundesweiten DIHK-Lehrstellenbörse beigetreten. Das Portal ist mit seiner modernen Funktionalität ein Gewinn für Ausbildungsbetriebe und Lehrstellensuchende.“ Weitere Vermittlungsangebote seien unter anderem das am 4. Juni stattfindende Azubi-Speeddating und die Hanseatische Lehrstellenbörse im Herbst, sagt Melsheimer.
Der Handwerkskammer Hamburg sind aktuell für die Online-Lehrstellenbörse
648 freie Ausbildungsplätze gemeldet, ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das zeigt die hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe. Das Hamburger Handwerk liegt nach einer Statistik des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks mit seiner Ausbildungsleistung bundesweit an der Spitze. Danach haben 2014 in Hamburg 2.334 junge Menschen eine duale Ausbildung im Handwerk begonnen, das sind 2,2 Prozent mehr als im Jahr davor (2.283 neue Azubis). Bundesweit ging dagegen die Zahl der Ausbildungsanfänger im Handwerk um 1,5 Prozent zurück (auf 137.376). Der Anteil der Abiturienten unter ihnen liegt in Hamburg bei 19,8 Prozent, bundesweit 11 Prozent. Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg: „In Hamburg entdecken von Jahr zu Jahr auch immer mehr Abiturientinnen und Abiturienten das Handwerk für sich. Sie erkennen, dass nicht Titel im beruflichen Leben wichtig sind, sondern eine erfüllte und zufriedenstellende Arbeitswelt. Der Ausbildungsweg muss zu den persönlichen Talenten und Interessen passen. Die Berufsorientierung an den Hamburger Schulen muss daher die duale Ausbildung gleichwertig neben dem Studium berücksichtigen, auch an den Gymnasien.“ Die betriebliche Ausbildung im Hamburger Handwerk bekommt von den Lehrlingen sehr gute Noten: In der jährlichen Azubi-Befragung der Handwerkskammer drückten 84,3 Prozent ihre Zufriedenheit aus.
Die Feuerwehr Hamburg, in Ihrer Funktion als Träger des Rettungsdienstes der Freien und Hansestadt Hamburg, sieht in der Einführung einer Ausbildung zum Notfallsanitäter eine große Chance. Damit könnten im Rahmen der Qualifizierungs- und Auswahlverfahren neben den bisherigen Zielgruppen verstärkt auch neue Bewerbergruppen für die Arbeit bei der Feuerwehr Hamburg erfolgreich angesprochen werden, um somit langfristig den bestehenden Personalbedarf auf einem hohen qualitativen Niveau absichern zu können.
Mismatch auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt
– mehr Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber
Ausbildungsberuf | unbesetzte Ausbildungsstellen | unversorgte
Bewerber |
Kaufmann/-frau Versicherungen und Finanzen Fachrichtung Versicherung | 116 | 15 |
Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs-
und Klimatechnik |
125 | 46 |
Kaufmann/-frau für Spedition und
Logistikdienstleistung |
184 | 53 |
Sozialversicherungsfachangestellte /r
Fachrichtung allgemeine Krankenversicherung |
94 | 23 |
Elektroniker für Betriebstechnik | 85 | 24 |
Fachverkäufer /-in Lebensmittelhandwerk
Bäckerei |
76 | 8 |
Fachmann /-frau Systemgastronomie | 74 | 4 |
Restaurantfachmann /-frau | 73 | 9 |
Fluggerätemechaniker /-in | 55 | 19 |
Drogist /in | 41 | 8 |
– mehr Bewerber als Ausbildungsstellen
Ausbildungsberuf | unversorgte
Bewerber |
unbesetzte
Ausbildungsstellen |
Medizinische/r Fachangestellte/r | 294 | 80 |
Kfz-Mechatroniker PKW-Technik | 189 | 58 |
Sport- und Fitnesskaufmann /-frau | 88 | 18 |
Tiermedizinische/r Fachangestellte/r | 49 | * |
Veranstaltungskaufmann /-frau | 47 | 16 |
Gestalter/in für visuelles Marketing | 44 | 13 |
Kosmetiker/in | 27 | 4 |
Industriemechaniker/in | 93 | 42 |
Tischler /in | 83 | 11 |
Immobilienkaufmann /-frau | 62 | 31 |
Tabelle : Aktuelle Lage auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt, Stand März 2015 2015 | 2014 | ||
Agentur für Arbeit Hamburg | |||
Ausbildungsstellen: insgesamt zur Vermittlung gemeldet
davon noch frei |
8.602
5.289 |
7.888
4.925 |
|
Bewerber: insgesamt gemeldete
davon suchen noch (im März) |
6.466
4.507 |
6.629
4.639 |
|
Handelskammer Hamburg | |||
abgeschlossene Ausbildungsverträge | 3.304 | 3.237 | |
Handwerkskammer Hamburg | |||
offene Stellen in der Online-Lehrstellenbörse | 648 | 602 |
Tabelle: Ausbildungslage in den Hamburger Bezirken: Ausbildungs- stellen
März 2015 aktueller Stand |
Veränderung zum März 2014 | Gemeldete Bewerber
März 2015 aktueller Stand |
Veränderung zum März 2014 | ||||
Anzahl | Absolut (in %) | Anzahl | Absolut (in %) | ||||
Hamburg gesamt | 8.602 | 714 (9,1) | 5.289 | 364 (7,4) | |||
Hamburg Mitte | 3.304 | 212 (6,9) | 1.922 | 59 (3,2) | |||
Altona | 746 | -56 (-7,0) | 456 | -73 (-13,8) | |||
Bergedorf | 450 | 154 (52,0) | 328 | 107 (48,4) | |||
Hamburg-Nord | 1.482 | 312 (26,7) | 938 | 246 (35,5) | |||
Wandsbek | 1.152 | 83 (7,8) | 760 | 38 (5,3) | |||
Eimsbüttel | 971 | 24 (2,5) | 550 | -26 (-4,5) | |||
Harburg | 497 | -15 (-2,9) | 335 | 13 (4,0 |